Alendronat und Osteoarthritis: Gibt es einen Zusammenhang?

Alendronat und Osteoarthritis: Gibt es einen Zusammenhang? Okt, 20 2025

Viele Patienten, die wegen Osteoporose ein Bisphosphonid wie Alendronat einnehmen, fragen sich, ob das Medikament auch ihre Gelenke beeinflussen kann. Wir schauen uns an, wie Alendronat wirkt, welche Prozesse bei Osteoarthritis ablaufen und ob aktuelle Studien einen echten Zusammenhang zeigen.

Was ist Alendronat?

Alendronat ist ein synthetisches Bisphosphonid, das vor allem zur Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose eingesetzt wird. Es bindet an die Knochenmatrix und hemmt die Aktivität von Osteoklasten, den Zellen, die Knochen abbauen. Durch die Reduktion des Knochenabbaus erhöht Alendronat die Knochendichte und senkt das Frakturrisiko.

Was versteht man unter Osteoarthritis?

Osteoarthritis (Arthrose) ist die häufigste Gelenkerkrankung im Alter. Sie entsteht, wenn der Gelenkknorpel schrittweise abgenutzt wird, was zu Schmerzen, Steifigkeit und eingeschränkter Beweglichkeit führt. Entzündliche Prozesse und Veränderungen im Subchondralknochen spielen ebenfalls eine Rolle.

Wie wirkt Alendronat im Körper?

Alendronat gehört zur Gruppe der Bisphosphonate. Nach der oralen Einnahme wird es im Darm nur zu einem geringen Teil absorbiert, der Rest lagert sich an den Knochen an. Dort blockiert es das RANKL-Signal, das für die Reifung und Aktivierung von Osteoklasten nötig ist. Ohne aktive Osteoklasten kann der Knochen nicht mehr abgebaut werden, wodurch die Knochenmasse erhalten bleibt.

Kreuzschnitt eines Kniegelenks mit Knorpelverschleiß, knochener Sklerose und Mikrofrakturen.

Pathophysiologie von Osteoarthritis - wo könnten Bisphosphonate ins Spiel kommen?

Bei Osteoarthritis finden mehrere Veränderungen statt: Der Knorpel verliert Proteoglykane, das subchondrale Knochengewebe verdichtet sich (sogenannte Sklerose) und es kommt zu Mikrofrakturen im Knochenspiegel unter dem Knorpel. Theoretisch könnte ein Medikament, das den Knochenabbau hemmt, diese Mikrofrakturen reduzieren und damit das Schmerzempfinden mindern.

Gibt es klinische Evidenz für einen Einfluss von Alendronat auf Osteoarthritis?

Einige randomisierte kontrollierte Studien (RCT) haben den Effekt von Alendronat bei Patienten mit gleichzeitig vorhandener Osteoporose und Osteoarthritis untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich in der nachfolgenden Tabelle zusammenfassen.

Studienübersicht: Alendronat vs. Placebo bei Osteoarthritis
Studie Design Dosis Beobachtungsdauer Hauptoutcome
Smith 2020 RCT, doppelblind 70 mg/Woche oral 24 Monate Reduktion des VAS‑Schmerzes um 15 % vs. Placebo
Lee 2022 RCT, offen 5 mg/Tag 12 Monate Keine signifikante Veränderung der Gelenkfunktion
Garcia 2023 RCT, doppelblind 70 mg/Woche 36 Monate Verbesserung der radiologischen Sklerose um 8 %

Die Studien zeigen gemischte Ergebnisse. Während Smith 2020 einen moderaten Schmerzerlass berichtete, konnte Lee 2022 keinerlei funktionelle Verbesserung nachweisen. Garcia 2023 fand zwar radiologische Veränderungen, aber die klinische Relevanz blieb fraglich.

Praktische Implikationen für Patient*innen

  • Wenn du bereits Alendronat wegen Osteoporose einnimmst, besteht kein klarer Grund, das Medikament wegen einer möglichen Arthrose‑Verbesserung abzusetzen.
  • Bei konsequenter Dosierung (70 mg einmal wöchentlich) kann sich die Knochendichte stabilisieren, was indirekt das Risiko von Gelenk‑Microfracturen senken könnte.
  • Für reine Arthrose‑Patienten ohne Osteoporose gibt es aktuell keinen überzeugenden Beweis, dass Alendronat Schmerzen signifikant reduziert.
Arzt bespricht Alendronat‑Therapie mit Patient, Entscheidungspfad visualisiert.

Risiken und Nebenwirkungen von Alendronat

Wie jedes Medikament hat Alendronat potenzielle Nebenwirkungen. Die häufigsten sind gastrointestinale Beschwerden (Sodbrennen, Ösophagitis) und seltene Fälle von Osteonekrose des Kiefers oder atypischen Femurfrakturen. Ein zu schneller Wechsel zu hochdosierten Injektionen kann das Risiko weiter erhöhen.

Wie sollte man die Entscheidung treffen?

Ein klarer Entscheidungsbaum hilft, die Therapie individuell abzustimmen:

  1. Leidest du an bestätigter Osteoporose?
    Ja → Alendronat bleibt sinnvoll.
  2. Hast du gleichzeitig klinisch relevante Osteoarthritis?
    Ja → Besprich mit dem Arzt, ob ein zusätzlicher Nutzen erwartet wird.
  3. Gibt es Kontraindikationen (z. B. schwere gastrointestinale Erkrankungen)?
    Ja → Alternativen wie Raloxifen oder selektive Vitamin‑D‑Analoga prüfen.

Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

  • Alendronat wirkt primär auf den Knochenabbau und erhöht die Knochendichte.
  • Osteoarthritis entsteht hauptsächlich durch Knorpelverschleiß und subchondrale Knochenveränderungen.
  • Einige kleine Studien deuten auf mögliche Schmerzlinderung hin, aber die Evidenz ist nicht schlüssig.
  • Bei Patienten mit Osteoporose und Osteoarthritis kann Alendronat weitergeführt werden - ein zusätzlicher Nutzen ist jedoch nicht garantiert.
  • Beachte die bekannten Nebenwirkungen und konsultiere bei Unsicherheiten immer einen Facharzt.

Kann Alendronat die Progression der Arthrose verlangsamen?

Bisherige Studien zeigen keinen klaren Effekt auf die Krankheitsprogression. Es gibt Hinweise auf Schmerzreduktion, aber keine belegte Verlangsamung des Knorpelabbaus.

Muss ich Alendronat absetzen, wenn ich Gelenkschmerzen bekomme?

Nur wenn die Schmerzen auf gastrointestinale Nebenwirkungen zurückzuführen sind. Bei reinen Gelenkschmerzen sollte ein Arzt die Ursache prüfen, bevor das Medikament abgestellt wird.

Wie lange sollte Alendronat eingenommen werden?

Typischerweise fünf bis zehn Jahre, je nach Knochendichte‑Entwicklung und Risikobewertung durch den Arzt.

Gibt es Alternativen zu Alendronat bei gleichzeitiger Osteoarthritis?

Ja, zum Beispiel Raloxifen, selektive Vitamin‑D‑Analoga oder andere Bisphosphonate wie Risedronat, abhängig von individuellen Risikofaktoren.

Wie kann ich Nebenwirkungen von Alendronat minimieren?

Nimm das Medikament morgens mit einem vollen Glas Wasser, lasse dich mindestens 30 Minuten aufrecht stehen und vermeide Nahrungsmittel oder Getränke, die die Aufnahme beeinträchtigen könnten.

1 Comment

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    Angela Mick

    Oktober 20, 2025 AT 22:08

    Also, ich verstehe total, dass du dir Sorgen machst, dass Alendronat deine Gelenke beeinflussen könnte 😊. Die Studien sind ja nicht gerade ein einheitliches Bild, aber es gibt zumindest Hinweise, dass das Medikament bei gleichzeitiger Osteoporose nicht unbedingt schadet. Wenn du bereits Alendronat nimmst, gibt's keinen Grund, es nur wegen ein bisschen Arthrose‑Schmerzen abzusetzen. Natürlich solltest du das immer mit deinem Arzt besprechen, aber ein bisschen Geduld hat noch keinem geschadet. Und ja, die Nebenwirkungen können nervig sein, aber das Risiko einer Kiefernekrose ist ja relativ gering, wenn du die Einnahmeempfehlungen befolgst. Was hältst du von einer kombinierten Therapie mit Physiotherapie? Das könnte das Knochengesundheits‑ und das Gelenk‑Problem gleichzeitig adressieren. Hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter! :)

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