Symmetrel: Anwendung, Wirkung und Risiken – Das Wichtigste zur Amantadin-Therapie

Symmetrel: Anwendung, Wirkung und Risiken – Das Wichtigste zur Amantadin-Therapie Jul, 17 2025

Die Geschichte von Symmetrel ist ein faszinierender Mix aus Zufall, medizinischem Fortschritt und kontroversen Diskussionen. In den 1960ern, als Beatmusik die Welt eroberte, tauchte ein Medikament auf, das eigentlich als Grippemittel gedacht war. Doch dann stellte sich heraus, dass es noch mehr kann. Bei Parkinson-Patienten zeigten sich Verbesserungen der Beweglichkeit. Was als antivirales Mittel gestartet war, ist heute ein Eckpfeiler mancher Parkinson-Therapien – und gilt als Notnagel bei schweren Grippewellen.

Was ist Symmetrel und wie wirkt es?

Symmetrel ist der Markenname für Amantadin. Ursprünglich wurde es in den 1960er Jahren als antivirales Medikament entwickelt, insbesondere gegen die Influenza-A-Grippeviren. Amantadin blockiert einen Ionenkanaal (M2-Kanal), den das Virus braucht, um sich im Körper zu vermehren. Im Prinzip sabotiert man damit den Virus von innen heraus, bevor er richtig loslegen kann. Aber das war längst nicht alles, was Amantadin auf Lager hat. In den 1970ern bemerkten Ärzte, dass Parkinson-Patienten mit Grippe, die zufällig mit Amantadin behandelt wurden, plötzlich klarere Bewegungen und weniger Steifigkeit zeigten. Ein purer Zufallsfund, der das Leben vieler Menschen beeinflusste.

Heute weiß man: Im Gehirn wirkt Amantadin als sogenannter NMDA-Antagonist. Einfach gesagt, beeinflusst es Botenstoffe wie Dopamin und Glutamat, die bei Parkinson komplett durcheinandergeraten. Amantadin sorgt dafür, dass mehr Dopamin zur Verfügung steht und hemmt schädliche Prozesse, die das Gehirn zusätzlich belasten. Außerdem gilt: Die Wirkung setzt relativ flott ein – oft schon innerhalb weniger Tage. Kein anderes Parkinson-Medikament zeigt diesen Turbo-Effekt so deutlich.

Natürlich bleibt der antivirale Effekt. Bei echten Grippeausbrüchen gilt Symmetrel seit Jahren in bestimmten Risikogruppen und während besonders schwerer Verläufe als Notfallwaffe. Seit die Viren jedoch dazugelernt haben, kommt es vor, dass Amantadin nicht mehr so zuverlässig wirkt wie vor 30 Jahren. Die meisten Influenza-A-Stämme in Europa sind mittlerweile resistent.

Diese Zweifachwirkung – gegen Viren und gegen Parkinson – macht Amantadin zum echten Sonderfall, über den immer wieder heiß diskutiert wird.

Anwendungsgebiete von Symmetrel

Symmetrel steht nicht in jedem Medizinschrank, aber sein Einsatzbereich ist erstaunlich breit. Am bekanntesten ist die Parkinson-Therapie. Wer morgens locker ins Bad schlendert, kann sich kaum vorstellen, wie sich Bewegung anfühlt, wenn im Kopf alles stockt. Symmetrel hilft, diese blockierten Momente für viele Tage zu durchbrechen. Ärzte setzen Amantadin vor allem in früheren Phasen der Parkinson-Erkrankung ein, manchmal auch bei fortgeschrittenem Krankheitsbild, wenn andere Medikamente nicht mehr ausreichen.

Auch bei sogenannten Dyskinesien – das sind unkontrollierte Bewegungen, die als Nebenwirkung von anderen Parkinson-Medikamenten auftreten – kommt Amantadin zum Zug. Es kann diese Überbewegungen abschwächen und wieder mehr Kontrolle geben. Besonders spannend: Manche Neurologen setzen Amantadin sogar als Kurzzeit-Boost im Krankenhaus ein, wenn ein Patient unter plötzlichem Bewegungsverlust leidet.

Dann gibt es noch den Einsatz gegen Grippe (Influenza A). Hier hatte Amantadin jahrzehntelang einen festen Platz in der Prävention und Therapie, vor allem in Altenheimen oder bei immungeschwächten Menschen. Aber, wie schon erwähnt, ist diese Rolle kleiner geworden, seitdem die meisten Viren resistent sind. In Europa wird Amantadin deshalb selten als Grippemedikament verschrieben. Aber bei einem Ausbruch durch empfindliche Influenzaviren steht es wieder auf dem Plan.

Weniger bekannt: Auch bei einer seltenen Komplikation nach einer Hirnverletzung, dem Schädel-Hirn-Trauma, wurde Symmetrel erfolgreich ausprobiert. Hier soll es helfen, das Bewusstsein zu fördern und die Genesung zu unterstützen. Allerdings geschieht das abseits der offiziellen Zulassung und immer unter strenger medizinischer Kontrolle.

Ein kleiner Exkurs: In der Corona-Pandemie tauchten plötzlich Berichte auf, dass Symmetrel auch gegen COVID-19 wirksam sein könnte. Das blieb jedoch in ersten Untersuchungen stecken. Bis heute fehlt der Beweis, dass es gegen das SARS-CoV-2 sinnvoll eingesetzt werden kann.

Dosierung, Einnahme und praktische Hinweise

Dosierung, Einnahme und praktische Hinweise

Symmetrel gibt’s in Tablettenform und als Lösung zum Einnehmen. Typischerweise beginnt eine Therapie mit niedriger Dosierung, etwa einer Tablette (100 mg) am Morgen. Bei älteren Menschen reicht oft schon weniger – in kleinen Schritten steigern die Ärzte auf die notwendige Tagesmenge. Ziel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wenn Du Symmetrel nimmst, solltest Du den Einnahmezeitpunkt nicht ständig wechseln. Das regelmäßige Schlucken zur gleichen Tageszeit hilft, Nebenwirkungen gering zu halten und den Medikamentenspiegel gleichmäßig zu halten.

Die Tabletten nimmt man am besten mit einem Glas Wasser nach dem Aufstehen. Durch die stimmungsaufhellende Wirkung von Amantadin kann Schlaflosigkeit auftreten, besonders zu Beginn der Behandlung. Deshalb lieber nicht abends nehmen! Wer von Tabletten auf einen Saft oder die flüssige Lösung umsteigt – gerade bei älteren Patienten manchmal praktischer – hält sich an die Dosisangaben und benutzt am besten den beigefügten Messbecher.

Ein wichtiger Tipp: Die Wirkung von Symmetrel setzt meist schon nach ein paar Tagen spürbar ein. Wer Erfolge merkt, sollte auf keinen Fall auf eigene Faust die Dosis erhöhen oder die Therapie abrupt beenden. Ausschleichen ist Pflicht, sonst drohen heftige Entzugserscheinungen bis hin zu neuen Bewegungsstörungen, Psychosen und sogar Delir. Hier geht man besser kein Risiko ein und spricht vorher mit Arzt oder Ärztin.

Die Therapiedauer hängt stark vom Erkrankungsbild ab. Bei Parkinson wird Amantadin oft über Jahre hinweg eingenommen – manchmal dauerhaft. Bei Grippe dauert die Anwendung meist nicht länger als fünf bis sieben Tage, maximal für die Dauer eines Ausbruchs oder als Prophylaxe im Risikofall. Für beide Einsatzbereiche gilt: Eine Überwachung der Nierenfunktion ist sinnvoll, denn über die Niere wird Amantadin ausgeschieden und kann sich sonst im Körper stauen.

Beim Reisen: Auch am Zielort sollte die Einnahme weiterlaufen, am besten Tabletten im Handgepäck transportieren. In einigen Ländern ist Amantadin rezeptpflichtig oder sogar verboten – auf Fernreisen also vorher beim Arzt nachfragen und eventuelle Bescheinigung mitführen.

Bekannte Nebenwirkungen und Risiken

Symmetrel gilt zwar als vergleichsweise „mildes“ Parkinson-Medikament, aber jedes Medikament kann Nebenwirkungen haben. Die typischen Begleiter sind Schlaflosigkeit, Unruhe, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme wie Übelkeit oder Verstopfung. Besonders auffällig bei Amantadin: Halluzinationen kommen häufiger vor als bei anderen Parkinsonmitteln, gerade bei älteren Menschen. Wenn sich die Wahrnehmung ändert, man plötzlich Farben intensiver sieht oder Dinge wahrnimmt, die nicht da sind – dann heißt es: Arzt kontaktieren!

Weniger bekannt: Auch Beinschwellungen (Ödeme), Hautausschläge und sogar ein so genanntes „livide Netz“ – eine blau-marmorierte Färbung der Haut – können auftreten. Diese Hautveränderung, medizinisch Livedo reticularis genannt, sieht zwar seltsam aus, verschwindet aber meist nach Absetzen des Medikaments wieder von selbst.

Gerade bei höherer Dosierung oder eingeschränkter Nierenfunktion drohen Vergiftungserscheinungen. Typisch dafür sind Verwirrtheit, Zuckungen, Krampfanfälle bis hin zum Koma. Klingt dramatisch, ist aber zum Glück sehr selten, wenn die Einnahmeregeln eingehalten werden und die Nierenwerte regelmäßig gecheckt werden.

Ein paar Wechselwirkungen sollte man kennen: Wer gleichzeitig Medikamente wie Anticholinergika (gegen Parkinson oder für die Blase), bestimmte Psychopharmaka oder entwässernde Mittel (Diuretika) einnimmt, sollte seinen Medikamentenplan immer mal wieder vom Arzt überprüfen lassen. Alkohol verstärkt die Nebenwirkungen und sollte während der Therapie möglichst gemieden werden.

Seltener Fall, aber schon vorgekommen: Wer Amantadin längere Zeit einnimmt, kann abhängig werden. Ein plötzliches Absetzen ist also tabu.

Tipps für die sichere und erfolgreiche Therapie

Tipps für die sichere und erfolgreiche Therapie

Wer Symmetrel oder ein anderes Amantadin-Präparat einnimmt, kann einiges tun, um sicher und effektiv durch die Behandlung zu kommen:

  • Tabletten immer zur gleichen Tageszeit (am besten morgens) einnehmen, um Schlafprobleme zu vermeiden.
  • Zeitumstellung, Reisen oder veränderte Tagesabläufe im Medikamentenplan berücksichtigen. Immer an die Einnahme erinnern (Wecker, App, Notizbuch).
  • Keine plötzlichen Dosisänderungen ohne ärztlichen Rat – das Absetzen muss Schritt für Schritt erfolgen.
  • Regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion, besonders bei älteren Menschen.
  • Ungewohnte Beschwerden wie Halluzinationen oder Verwirrtheit sofort ärztlich abklären lassen.
  • Bei Beinschwellungen Füße hochlegen und Rücksprache mit Arzt halten.
  • Vorsicht mit Alkohol – besser ganz darauf verzichten.
  • Bei Reisen ins Ausland rechtzeitig an das Attest für notwendige Medikamente denken.

Es gibt auch Alternativen zu Amantadin, etwa andere Parkinson-Präparate (Levodopa, Dopamin-Agonisten) und neue antivirale Medikamente bei Grippe. Dennoch bleibt Symmetrel ein bewährter Joker, vor allem, wenn andere Mittel nicht mehr wirken oder schnell Hilfe gefragt ist.

Und noch ein Extra-Tipp: Wer an Gedächtnisproblemen, Verwirrtheit oder ungewöhnlichen Stimmungsveränderungen leidet, sollte nie zu lange abwarten. Je früher das Problem erkannt wird, desto schneller können Nebenwirkungen behoben und die Therapie angepasst werden.

Ein persönlicher Erfahrungswert: Wer mit Parkinson lebt, weiß, wie wichtig ein guter Draht zum behandelnden Neurologen ist. Schon kleine Fragen oder Unsicherheiten können im Alltag eine große Rolle spielen. Es lohnt sich also, regelmäßig Termine auszumachen und auch die Familie einzubinden.

Symmetrel hat in den vergangenen Jahrzehnten viel bewirkt – als Virenkiller und als Stütze gegen die Tücken des Alltags, die Parkinson bringt. Wer sich gut informiert, kann aus der Therapie echten Nutzen ziehen und sicherer durchs Leben gehen.