Teriflunomid und Depression: Was Sie über den Zusammenhang wissen müssen

Teriflunomid und Depression: Was Sie über den Zusammenhang wissen müssen Okt, 27 2025

Wenn Sie Teriflunomid gegen Multiple Sklerose einnehmen, haben Sie vielleicht bemerkt, dass Sie sich häufig müde, traurig oder emotional abgekapselt fühlen. Das ist nicht nur "im Kopf" - es gibt echte Hinweise darauf, dass Teriflunomid bei manchen Menschen Depressionen auslösen oder verstärken kann. Das ist kein seltenes Phänomen, aber es wird oft unterschätzt. Viele Patienten denken, dass ihre Stimmungsschwankungen nur an der Krankheit liegen. Doch die Medikation selbst kann ein wesentlicher Faktor sein.

Was ist Teriflunomid wirklich?

Teriflunomid ist ein orales Medikament, das seit 2013 in Deutschland zur Behandlung der remittierenden Form der Multiplen Sklerose (MS) zugelassen ist. Es wirkt als Immunmodulator: Es hemmt das Wachstum bestimmter Abwehrzellen, die Nervenbahnen im Gehirn und Rückenmark angreifen. Das reduziert Anfälle und verlangsamt die Krankheitsprogression. Es wird als Tablette einmal täglich eingenommen - praktisch, aber nicht nebenwirkungsfrei.

Die offizielle Packungsbeilage nennt Depression als "häufige" Nebenwirkung - das bedeutet: bei mehr als 1 von 100 Patienten. Studien zeigen, dass bis zu 12 % der Menschen, die Teriflunomid einnehmen, eine depressive Episode entwickeln, die medizinisch behandelt werden muss. Das ist doppelt so hoch wie bei Placebo-Gruppen in klinischen Studien. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und die US-amerikanische FDA haben deshalb Warnhinweise aktualisiert: Ärzte sollen vor der Verschreibung auf psychische Vorgeschichte achten.

Wie entsteht der Zusammenhang zwischen Teriflunomid und Depression?

Wissenschaftler vermuten, dass Teriflunomid die Produktion von bestimmten Botenstoffen im Gehirn beeinflusst. Es hemmt das Enzym Dihydroorotat-Dehydrogenase, was nicht nur das Immunsystem beruhigt, sondern auch die Synthese von Pyrimidinen stört - Bausteinen, die für die Bildung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin wichtig sind. Weniger Serotonin = weniger gute Laune. Weniger Dopamin = weniger Motivation, weniger Freude.

Dieser Mechanismus ist nicht einzigartig. Viele Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen - wie Interferone oder sogar bestimmte Krebsmittel - haben ähnliche Effekte. Teriflunomid ist aber besonders problematisch, weil es oral eingenommen wird und die Wirkung langsam, aber stetig im Körper ansteigt. Viele Patienten merken den Unterschied erst nach mehreren Wochen. Sie denken: "Ich bin einfach nur erschöpft von der MS." Dabei könnte es die Tablette sein, die sie runterzieht.

Wie erkennen Sie eine Depression durch Teriflunomid?

Depressionen durch Teriflunomid ähneln anderen depressiven Episoden, aber sie haben oft ein typisches Muster:

  • Sie treten plötzlich auf - nicht langsam wie bei einer chronischen Erkrankung
  • Sie beginnen innerhalb von 2 bis 8 Wochen nach Beginn der Einnahme
  • Sie sind stärker als die übliche Müdigkeit oder Traurigkeit bei MS
  • Sie bleiben bestehen, auch wenn sich die körperlichen Symptome der MS stabilisieren
  • Sie verschwinden oft, sobald das Medikament abgesetzt wird

Typische Anzeichen: Schlafstörungen ohne ersichtlichen Grund, Verlust des Interesses an Dingen, die früher Freude machten, starke Selbstzweifel, Gefühle der Wertlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedanken an den Tod oder Selbstverletzung. Wenn Sie mehrere dieser Symptome über mehr als zwei Wochen haben - sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Nicht warten. Nicht hoffen, dass es "vorbeigeht".

Neurologe und Patient betrachten eine molekulare Darstellung von Neurotransmittern, die verschwinden.

Was tun, wenn Sie Depressionen vermuten?

Die erste Regel: Teriflunomid nicht einfach absetzen. Das kann zu schweren MS-Relapsen führen. Stattdessen:

  1. Notieren Sie Ihre Symptome: Wann fingen sie an? Wie stark sind sie? Was ändert sich? Ein Tagebuch hilft Ihrem Arzt.
  2. Sprechen Sie mit Ihrem Neurologen - nicht mit Ihrem Hausarzt allein. Der Neurologe kennt die Wechselwirkungen zwischen MS und Medikamenten.
  3. Beurteilen Sie Ihre psychische Vorgeschichte: Hatten Sie früher Depressionen? Gab es familiäre Belastungen? Das erhöht das Risiko.
  4. Prüfen Sie andere Faktoren: Schlaf, Bewegung, Licht, soziale Isolation - die MS selbst fördert oft Depressionen. Ist es wirklich das Medikament?
  5. Wenn nötig: Ein Psychiater oder Psychotherapeut wird hinzugezogen. Antidepressiva wie SSRIs (z. B. Sertralin) können helfen - aber nur, wenn sie mit dem Neurologen abgestimmt werden.

Einige Patienten berichten, dass eine Reduktion der Dosis (z. B. von 14 mg auf 7 mg) die Stimmung verbessert, ohne die MS-Wirkung zu verlieren. Das ist zwar nicht offiziell zugelassen, aber in der Praxis wird es manchmal versucht - unter strenger Kontrolle.

Alternativen zu Teriflunomid bei Risikopatienten

Wenn Sie bereits eine Depression haben, oder wenn Ihre Familie psychische Erkrankungen hat, ist Teriflunomid vielleicht nicht die beste Wahl. Es gibt andere orale Medikamente, die weniger mit Stimmungsschwankungen assoziiert sind:

Vergleich der oralen MS-Medikamente hinsichtlich Depressionsrisiko
Medikament Depressionsrisiko Typische Nebenwirkungen
Teriflunomid Hoch (bis zu 12 %) Leberwerte, Haarausfall, Infektionen
Fingolimod Mittel (5-8 %) Herzfrequenzsenkung, Ödeme, Infektionen
Siponimod Mittel (6-9 %) Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Leberwerte
Dimethylfumarat Niedrig (unter 3 %) Hot Flashes, Magen-Darm-Beschwerden
Cladribin Sehr niedrig (unter 1 %) Infektionen, Blutbildveränderungen

Dimethylfumarat (z. B. Tecfidera) ist oft die erste Alternative, wenn Depressionen ein Problem sind. Es wirkt ähnlich wie Teriflunomid, aber mit deutlich geringerem Risiko für psychische Nebenwirkungen. Cladribin (Mavenclad) ist eine starke Option für Patienten mit aggressiver MS - es wird nur für wenige Tage pro Jahr eingenommen, was das langfristige Risiko für Stimmungsschwankungen minimiert.

Was passiert, wenn Sie Teriflunomid absetzen?

Wenn Sie und Ihr Arzt entscheiden, Teriflunomid abzusetzen, geht es nicht einfach nur weg. Der Wirkstoff bleibt bis zu zwei Jahre im Körper - weil er sich in den Zellen anreichert. Deshalb wird nach dem Absetzen oft Cholestyramin oder Aktivkohle gegeben, um die Ausscheidung zu beschleunigen. Ohne diese Maßnahme kann der Körper Monate brauchen, bis er das Medikament vollständig abbaut.

Wichtig: Die Depression verschwindet oft innerhalb von 4 bis 12 Wochen nach dem Absetzen - aber nicht immer. Manche Patienten brauchen danach noch Antidepressiva, weil die Depression bereits einen eigenen Weg in den Körper gefunden hat. Das heißt: Teriflunomid kann die Depression auslösen, aber nicht immer ist sie nur eine Nebenwirkung. Manchmal ist sie eine echte Erkrankung, die jetzt sichtbar wurde.

Mensch an einem Wegkreuz: eine Seite mit Medikamenten und zerbrochenem Gehirn, andere mit Garten und Licht.

Was Patienten wirklich sagen

Ein 38-jähriger Mann aus Köln, der zwei Jahre Teriflunomid nahm: "Ich dachte, ich wäre nur müde. Dann hörte ich auf, mit Freunden zu telefonieren. Ich weinte ohne Grund. Meine Frau sagte: ‚Du bist nicht mehr du.’ Ich dachte, sie übertreibt. Bis ich in der Apotheke die Packungsbeilage las - da stand: Depression. Da wusste ich: Das ist es. Ich habe das Medikament abgesetzt. Innerhalb von drei Wochen war ich wieder da. Nicht perfekt - aber wieder da."

Ein 52-jährige Frau aus Hamburg: "Ich habe Teriflunomid nie wieder genommen. Ich nehme jetzt Dimethylfumarat. Ich habe keine Depression mehr - und keine neuen MS-Anfälle. Ich fühle mich wie vor der Krankheit. Nicht ganz, aber nahe genug."

Wann sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen?

Nicht warten, wenn Sie:

  • Gedanken haben, sich selbst zu verletzen oder zu töten
  • Plötzlich keine Lust mehr haben, zu essen, zu duschen oder aufzustehen
  • Andere sagen, Sie seien "nicht mehr Sie selbst" - und Sie können das nicht leugnen
  • Sie sich isolieren, obwohl Sie früher gesellig waren

Das ist kein Zeichen von Schwäche. Das ist ein Zeichen, dass Ihr Körper sagt: "Ich brauche Hilfe." Und Hilfe gibt es - und sie funktioniert.

Was Sie jetzt tun können

Wenn Sie Teriflunomid einnehmen:

  • Prüfen Sie regelmäßig Ihre Stimmung - nicht nur, wenn es schlecht läuft. Nutzen Sie Apps wie "moodtrack" oder ein einfaches Papier-Tagebuch.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihr Risiko - nicht erst, wenn es zu spät ist.
  • Vermeiden Sie Alkohol - er verstärkt die depressiven Effekte.
  • Bewegen Sie sich täglich 30 Minuten im Tageslicht - das ist so wirksam wie viele Medikamente bei leichten Formen.
  • Finden Sie eine Vertrauensperson - jemanden, dem Sie sagen können: "Mir geht’s nicht gut."

Teriflunomid ist ein wirksames Medikament. Aber es ist kein unsichtbarer Schutzschild. Es wirkt auf Ihren Körper - und auf Ihren Geist. Sie haben das Recht, sich wohl zu fühlen - nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Wenn Sie Depressionen spüren: Hören Sie auf Ihren Körper. Fragen Sie. Suchen Sie Hilfe. Sie sind nicht allein - und es gibt Wege zurück.

Kann Teriflunomid Depressionen auslösen?

Ja, Teriflunomid kann Depressionen auslösen. Studien zeigen, dass bis zu 12 % der Patienten eine depressive Episode entwickeln, die medizinisch behandelt werden muss. Es handelt sich um eine bekannte, offiziell anerkannte Nebenwirkung, die in den Packungsbeilagen der EU und der FDA vermerkt ist.

Wann treten Depressionen nach dem Start von Teriflunomid auf?

Depressionen treten meist 2 bis 8 Wochen nach Beginn der Einnahme auf. Sie entwickeln sich oft schleichend - viele Patienten merken es erst, wenn sie sich von Freunden zurückziehen oder Schlafstörungen bekommen. Ein plötzlicher Stimmungstief nach Wochen der Stabilität ist ein Warnsignal.

Sollte ich Teriflunomid absetzen, wenn ich depressiv bin?

Nein, nicht ohne Rücksprache mit Ihrem Neurologen. Ein plötzliches Absetzen kann zu schweren MS-Relapsen führen. Stattdessen: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Gemeinsam können Sie prüfen, ob eine Dosisreduktion, ein Wechsel des Medikaments oder die Gabe von Antidepressiva die beste Lösung ist.

Gibt es alternative MS-Medikamente ohne Depressionsrisiko?

Ja. Dimethylfumarat (Tecfidera) und Cladribin (Mavenclad) haben ein deutlich geringeres Risiko für Depressionen - unter 3 % beziehungsweise unter 1 %. Beide sind wirksame Alternativen, besonders für Patienten mit psychischer Vorgeschichte oder starken Stimmungsschwankungen.

Wie lange dauert es, bis die Depression nach Absetzen von Teriflunomid verschwindet?

In den meisten Fällen verbessert sich die Stimmung innerhalb von 4 bis 12 Wochen nach dem Absetzen - besonders wenn Cholestyramin oder Aktivkohle zur Beschleunigung der Ausscheidung eingesetzt werden. Manche Patienten brauchen jedoch zusätzlich Antidepressiva, weil die Depression bereits unabhängig vom Medikament weiterlebt.

11 Kommentare

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    René Bernhardt

    Oktober 28, 2025 AT 20:06

    Teriflunomid ist doch nur ne Billiglösung für Leute die keine Lust haben sich mit Infusionen rumzuschlagen
    Depression? Ach komm, das ist doch nur weil du zu viel Netflix schaust und nicht genug Sport machst. Ich hab das Medikament genommen und war total fit. Dein Problem ist nicht die Tablette, dein Problem bist du.

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    Miriam Olivares

    Oktober 30, 2025 AT 16:51

    Die Pharma lügt. Teriflunomid blockiert nicht nur das Immunsystem. Es blockiert deine Seele. Sie wissen es. Sie sagen es nicht.

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    Leon Gibson

    Oktober 30, 2025 AT 22:07

    Vielen Dank für diesen ausführlichen und sehr verantwortungsvollen Beitrag. Es ist wichtig, dass Patienten über mögliche psychische Nebenwirkungen informiert werden – besonders bei chronischen Erkrankungen wie MS. Die klare Strukturierung der Symptome und Handlungsoptionen ist sehr hilfreich. Ich empfehle jedem, der unter Stimmungsschwankungen leidet, rechtzeitig mit dem Neurologen zu sprechen. Es gibt keine Schande darin, Hilfe zu suchen.

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    Emilio Krauss

    November 1, 2025 AT 14:05

    Ich hab Teriflunomid 14 Monate genommen und war jeden Tag wie in Watte gepackt. Keine Lust, kein Spaß, kein Lachen. Keine Ahnung, was mit mir los war. Dann hab ich’s abgesetzt – und nach drei Wochen war ich wieder Mensch. Nicht perfekt. Aber wieder da. Ich hab geweint, als ich zum ersten Mal wieder mit meinem Hund im Park gelacht hab. Das Medikament hat mich nicht krank gemacht – es hat mich tot gemacht. Und ich bin froh, dass ich rausgekommen bin.

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    Jelle Vandebeeck

    November 3, 2025 AT 01:38

    12 Prozent Depressionsrate? Das ist doch ne Witz. Bei Interferon war’s 30 Prozent. Warum redet hier keiner über die echten Probleme? Ihr alle habt Angst vor der Wahrheit. Teriflunomid ist das geringste Übel. Ihr macht euch fertig wegen einer Nebenwirkung die jeder kennt. Geht doch mal raus und bewegt euch. Dann ist die Depression weg. Einfach so.

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    BE MOTIVATED

    November 4, 2025 AT 17:01

    Wenn du dich schlecht fühlst, hör nicht auf die Leute, die sagen, du bist nur faul. Höre auf deinen Körper. Teriflunomid kann wirklich die Stimmung ruinieren. Ich kenne drei Leute, die nach dem Absetzen wieder normal wurden. Sprich mit deinem Arzt. Nicht warten. Du bist nicht allein.

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    Sandra Putman

    November 6, 2025 AT 04:40

    Die ganzen Studien sind doch nur von Pharma bezahlt. Wer sagt, dass Depressionen nicht von der MS kommen und nicht vom Medikament? Und warum redet keiner über die anderen Nebenwirkungen wie Haarausfall? Ich hab meine Haare verloren und war depressiv. Und jetzt sagt ihr, es sei nur das Medikament? Nein. Es ist alles zusammen. Und die Ärzte wissen das, aber sie sagen nichts. Sie wollen nur, dass du weitermachst

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    Cybele Dewulf

    November 8, 2025 AT 03:04

    Dimethylfumarat ist die beste Alternative. Ich hab’s nach 8 Monaten Teriflunomid gewechselt. Keine Depression. Kein Haarausfall. Nur leichte Magenprobleme am Anfang. Die sind weg. Und meine MS ist stabil. Wenn du Angst hast, frag deinen Neurologen nach einer Blutkontrolle. Und mach ein Stimmungstagebuch. Es hilft wirklich.

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    christian thiele

    November 8, 2025 AT 08:43

    Ich hab das Medikament genommen. Hab mich mies gefühlt. Hab’s abgesetzt. Kein Relaps. Keine Probleme. Mein Neuro sagt, ich kann auch ohne nehmen. Warum machen alle so ein Drama? Es ist ein Medikament. Nicht der Heiland. Nicht der Teufel. Einfach ein Werkzeug. Wenn es nicht passt, wechseln. Punkt.

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    Juergen Erkens

    November 8, 2025 AT 23:02

    Depression durch Teriflunomid? Na und? Jeder kriegt Depressionen. Du bist nicht besonders. Du bist nur ein bisschen empfindlich. Mach dich nicht klein. Geh raus. Trink Kaffee. Sprich mit Leuten. Und hör auf, jedes Gefühl als Nebenwirkung zu deuten. Das ist psychologische Selbstbetrügerei.

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    Stephan LEFEBVRE

    November 9, 2025 AT 01:33

    Das ist doch alles nur eine PR-Kampagne von Patientenvereinen. Wer hat schon mal einen Relaps nach Absetzen gehabt? Niemand. Die Ärzte sagen, das Medikament ist sicher. Die Studien sagen, das Risiko ist gering. Aber dann kommen diese emotionalen Geschichten von Leuten, die sich nicht an die Regeln halten. Wenn du depressiv bist, geh zum Psychologen. Nicht zum Arzt, der dir das Medikament verschrieben hat. Du willst Hilfe? Dann such sie richtig.

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